„Partnerships for physical activity and sport – Be(come) Active!“

Anlässlich der deutschen Ratspräsidentschaft und im Rahmen der Europäischen Woche des Sports organisiert der Deutsche Turner-Bund als nationaler Koordinator im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat und der EU die Konferenz „Partnership for physical activity and sport – Be(come) Active!“. Eine europäische Konferenz mit hochrangigen Gesprächsgästen, die der Frage nachgeht, wie Europas Bürgerinnen und Bürger zu mehr Sport und Bewegung animiert werden können.

 

Gesundheit der Europäerinnen und Europäer als Herausforderung

Europa steht vor der Herausforderung der körperlichen Inaktivität seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger und deren Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit, das Gesundheitssystem, die Volkswirtschaft und die Gesellschaft. Die körperlichen und psycho-sozialen Gesundheitsauswirkungen von Sport und Aktivität sind bekannt. Sie stärken nicht nur die Fitnessfaktoren, wie Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination, die für ein gesundes, selbstständiges Leben notwendig sind und u.a. auch die Immunfunktion und die Insulinsensitivität anregen, sondern heben auch die individuelle Stimmung. Zudem stärken Sport und Aktivität die Selbstwirksamkeit und vertiefen Freundschaften. Die Sportwissenschaft spricht von den biopsychosozialen Wirkmechanismen der körperlichen Aktivitäten und des Sports. Diese Wirkmechanismen sind für eine gesunde, aktive und agile Gesellschaft von großer Bedeutung und dies insbesondere in einer Pandemie, wie wir sie gerade erleben.

Wie bewegungsaffin und sportlich sind die Deutschen wirklich?

Im Eurobarometer 472 (2018) ist zu lesen, dass 43 Prozent der Deutschen angeben, sportlich aktiv zu sein. Sportlich aktiv sein, bedeutet regelmäßig und systematisch eine Sportart oder Fitness- und Gesundheitssport zu betreiben. 52 Prozent sagen jedoch auch, dass sie selten oder nie sportlich aktiv sind. Das bedeutet, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist weitestgehend inaktiv.

Der Eurobarometer fragt jedoch auch nach der körperlichen Aktivität im Alltag, wie die Menschen einkaufen, ob sie Radfahren, Gartenarbeit erledigen, usw. 39 Prozent geben an, dass sie auch in dieser Hinsicht selten oder nie körperlich aktiv sind.

Obwohl sicherlich in Deutschland (fast) allen die Bedeutung von körperlicher Aktivität und Sport zumindest für die individuelle Gesundheit bewusst ist, sind mindestens die Hälfte körperlich wenig oder gar nicht aktiv. Fragt man genauer wer regelmäßig jede Woche für 150 Minuten (das sind z.B. an fünf Tagen eine halbe Stunde) so aktiv ist, dass zumindest die genannten Fitnessfaktoren systematisch gefördert werden, dann schmilzt die Zahl der „körperlich aktiven“ weitergehend deutlich zusammen.

Und dies obwohl

  • mit dem Präventionsgesetz 2015 und der Verpflichtung der Krankenkassen zur Förderung der individuellen Gesundheitsförderung (§20 SGB) große Anstrengungen gemacht werden;
  • 2016 wissenschaftlich begründete „Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ (NEBB) veröffentlich wurden (www.bewegungsempfehlungen.de).

 

Die gemachten Anstrengungen reichen offensichtlich nicht aus, um körperlich inaktive oder wenig aktive Menschen zu motivieren, sich mehr und systematischer fit zu halten. So ist es auch kein Geheimnis, dass zur Teilnahme an Gesundheitssportkursen, die von den Krankenkassen zu 80 Prozent finanziert werden, zum überwiegenden Teil nicht die inaktiven Menschen erreicht werden, sondern bereits körperlich aktive.

Nur, wie erreichen wir inaktive Menschen und wie können wir sie motivieren, sich mehr zu bewegen? Genau darum geht es in der Konferenz. Was sind die Bedingungen, um das jeweilige Bewegungsverhalten zu verändern? Wie können wir diese Menschen unterstützen eine dauerhafte Bindung an die körperliche Aktivität und an den Sportverein aufzubauen? Wie müssen sich die Bewegungsverhältnisse in unseren Städten und Kommunen verändern, um begleitend die Lebensstiländerungen zu unterstützen?

Diese Themen werden praxisorientiert und lebensnah in der Presidency Conference am 24. September präsentiert. Es sollen Denkanstöße aber auch pragmatische Beispiele zur Umsetzung aufgezeigt werden. Der Erfahrungsaustausch ist auch auf europäischer Ebene von großer Bedeutung und oft erkenntnisreich. Auch wenn die Rahmenbedingungen in den europäischen Ländern und die Organisation von Sport und Bewegung sehr unterschiedlich und nicht mit Deutschland zu vergleichen sind – die unterschiedlichen Problemlösungen bergen immer einen neuen Ansatz, der sich weiterzudenken lohnt und der bereichert.

Eingeladen sind Interessierte aus ganz Europa. Sie haben einen Bezug zum Thema Sport und körperliche Aktivität, arbeiten in Ministerien, Verwaltungen von Städten und Kommunen, in Sportorganisationen auf Landes-, Bundes- und/oder Europa-Ebene und/oder sind die nationalen Koordinatoren der Europäischen Woche des Sports in ihren Ländern.

Aufgrund der Corona-Beschränkungen wird die Konferenz digital durchgeführt.

Die Website www.presidency-conference.de mit allen Informationen zum Thema, dem Programm und den Referenten*innen ist online, die Registrierung ist ab 20. Juli freigeschaltet. Die Konferenzsprache ist Englisch.